„In so ’ner großen Stadt könnte ich ja nicht leben!“ – kein Ausspruch von mir, könnte aber von mir stammen. Doch ich lebe und überlebe recht gerne in New York. Gut, genaugenommen in Brooklyn, aber der Stadtteil allein hat schon 2,5 Millionen Einwohner. Wie schaffe ich als Landmensch es, hier zu leben, wie schaffen es die anderen?
Was hilft sind die vielen kleinen und großen Stadtfluchten.
Die großen wie den Central Park in Manhattan kennen die meisten. Sein Equivalent in Brooklyn ist der Prospect Park, entworfen von Calvert Vaux und Frederick Law Olmsted, den gleichen Landschaftarchitekten, deren Hirnen auch der Central Park entsprang. Diese Stadtflucht hat etwas, das vor allem mich begeistert: Bis neun Uhr morgens ist „off leash“-Zeit: Leinen los, Freilauf für Hunde. Und so finden sich an einem schönen Sonntagmorgen auf der Long Meadow, einer Wiese von fast einem Kilometer Länge, Hunderte Hunde zusammen, um friedlich miteinander rumzutollen, Ball zu spielen oder ihrer Wege zu gehen. Klingt märchenhaft, ist es auch.
Eine weitere bekannte und unelitäre Stadtflucht: Coney Island! Ein Stadtstrand mit einem aus der Zeit gefallenen Vergnügungspark im Hintergrund. Gelegen in einer Gegend von New York, die noch nicht gentrifiziert ist.
Leider keine Geheimtipps mehr sind diese beiden Fluchtorte: Governor’s Island und die High Line. Beides New Yorker Lieblingsorte von uns – und auf das Island kann ich sogar von meinem Arbeitsplatz aus den Blick schweifen lassend fliehen.
Eigentlich aber beginnen die Stadtfluchten im Kleinen. Sie beginnen mit den ein, zwei Quadratmetern, die die Bäume in unserer Straße umgeben. Sie werden wie Kleinstgärten liebevoll von den Anwohnern bepflanzt und gepflegt und kontrastieren schwer beschreiblich mit dem Müll, der sich oft daneben stapelt.
Die kleinen Stadtfluchten setzen sich teils auf den Dächern fort. Heute bin ich auf unseres geklettert, um die Blüten des Blauglockenbaums vor unserem Haus zu fotografieren (Stephanie erwähnt ihn in ihrem Buch 100 Tage hier – 100 Tage dort , er trägt aber dummerweise dieses Jahr nur ganz oben richtig Blüten, deshalb die Kletteraktion). Dabei stellte ich überrascht fest, dass man von dort Manhattan und mein Büro sehen kann. Unser Dach lädt allerdings ansonsten nicht zur sommerlichen Flucht ein, da es – damit es die Nachbarn über uns im Sommer überhaupt aushalten können – silbern bemalt ist und man entsprechend nach kurzer Zeit entweder schneeblind oder durchgegart wird . Auch ist die Feuerleiter hinauf nicht jedermanns Sache. Dennoch sich einige der Dächer hier zu kleinen Oasen geworden.
Etwas wirklich besonderes aber sind die Community Gardens. Es gibt viele Modelle, aber meist sind es Grundstücke, die von der Stadt zur Verfügung gestellt und von lokalen Communities bewirtschaftet werden – mit der Auflage, sie öffentlich zugänglich zu machen. Allen gemeinsam ist, dass sie grüne Inseln inmitten der Häuser und Straßen sind. Eine davon ist direkt bei uns um die Ecke:
Unserer ist ziemlich wild, andere werden richtig intensiv zum Anbauen von Pflanzen genutzt. Und um das Ganze geschickt zu kombinieren und noch einen oben draufzusetzen, gibt es in Brooklyn nun auch noch eine Winery auf dem Dach. Da waren wir aber noch nicht – vielleicht, weil es dann doch ein wenig arg nach Hipster klingt.
Hauptsache Frollein Hund ist glücklich 😉
Und es gibt Brooklyner mit richtigem Dachgarten https://www.instagram.com/charliewensley/
Sehr schön, ich hoffe, ihr entdeckt noch viele schöne Flecken in Brooklyn.
Ich habe es sehr genossen.